Ist das normal?

Inkontinenz ist definiert als eine Krankheit, bei der ein unwillkürlicher Harnverlust ein soziales oder hygienisches Problem ist. Laut einer Studie von Thom und Rortveit aus dem Jahr 2010 leiden 33% der Frauen nach der Geburt unter Inkontinenz. Mir sind im Zusammenhang mit Inkontinenz zwei Botschaften besonders wichtig.

1. Inkontinenz ist weder eine Schande noch normal. Für viele Frauen ist es Alltag, was aber nicht bedeutet, dass dies einfach so hingenommen werden sollte.

2. Inkontinenz kann in den aller meisten Fällen sehr gut behandelt werden. Physiotherapie wird in den aktuellen Leitlinien als konservative Therapie empfohlen und sollte einer OP und dem „Nichtstun“ vorgezogen werden.

Belastungsinkontinenz

​Es gibt verschiedene Formen von Inkontinenz wobei zwei besonders häufig auftreten. Zum einen gibt es die Belastungsinkontinenz, bei der Frauen immer unter starken Belastungen wie zum Beispiel Nießen, Husten oder Springen Urin verlieren. Das können ein paar Tropfen sein oder mehr. Die Menge spiel nicht die vorrangige Rolle, sondern die Tatsache das der Urinverlust ungewollt geschieht. Die Ursache hierfür liegt in der Beckenbodenmuskulatur wobei sowohl eine zu hohe Grundspannung als auch eine Schwäche der Muskulatur Auslöser sein können. Je nach Ursache unterscheidet sich auch das genaue Vorgehen der Therapie. Um herauszufinden wieso Du an Belastungsinkontinenz leidest und was du in deinem konkreten Fall tun kannst empfiehlt es sich, einen Termin bei mir oder einem anderen Beckenbodenspezialisten zu machen.

Dranginkontinenz

Als zweite häufige Form gibt es die Dranginkontinenz, bei der vermehrt das Gefühl auftritt sofort zur Toilette gehen zu müssen. Menschen, die von dieser Form betroffen sind, gehen sehr oft zur Toilette, ohne dass sie jedes Mal große Mengen Urin abgeben. Hier können verschiedene Faktoren ursächlich sein. Angefangen vom Toilettenverhalten, über neurologischen Erkrankungen bis hin zur Ernährung kann diese Form viele Auslöser haben. Um genaueres zu Wissen ist es notwendig ein detailliertes Anamnesegespräch zu führen.

Als dritte Variante gibt es auch immer wieder Mischformen dieser beiden Varianten. Um eine Inkontinenz gezielt behandeln zu können sollte ein sogenanntes Miktionsprotokoll angefertigt werden, bei dem über 2-3 Tage die genaue Menge an aufgenommener und abgegebener Flüssigkeitsmenge mit den jeweiligen Uhrzeiten und eventuellem ungewollten Urinverlust aufgezeichnet werden. Aus einem solchen Protokoll kann schon sehr viel Abgelesen werden und in Kombination mit einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer physiotherapeutischen Untersuchung kann ein gezielter Behandlungsplan aufgestellt werden.

Therapiemöglichkeiten

​Viele werden sich jetzt Fragen was genau man denn therapeutisch dagegen tun kann. Leider gibt es daruf keine eindeutige Antwort oder eine art Anleitung die bei jeder Frau hilft. Grundsätzlich kann man jedoch sein Alltagsverhalten gezielt anpassen, zum Beispiel Pressen in jedglicher Form (auf Toilette, beim Heben, etc.) vermeiden, Toilettenverhalten anpassen, den Beckenboden gezielt trainieren oder entspannen je nach Befund, die Atemtechnik verbessern, angepasst Sport machen und sich bewegen. Häufig spielen auch Stressmanagment und Ernährung eine Rolle. Wenn du selber bestroffen bist schau doch mal bei meinem Artikel über das Atmen vorbei oder mach eine Termin zum Beckenboden Check-Up bei mir aus. Da habe ich die Zeit einen ausführlichen Befund zu erstellen und dir Empfehlungen bezüglich einer auf dich angepassten Behandlung zu geben.

Wenn du gerne mehr zu dem Thema erfahren möchtest lade dir doch mein umfangreiches, kostenloses E-Book runter.